1996 – 2000: Merry Krimble

Wenn man im Jahr 1996 eine neue Band suchte, tat man dies über die Zeitung Sperrmüll, die Printausgabe natürlich. Webseiten mit Kleinanzeigen gab es noch nicht. So las ich auch die Anzeige von Merry Krimble, die einen Schlagzeuger suchten. Schon bei meinem ersten Telefonat sagte mir Christian (der nie eine Karriere in Sales machen würde), dass die Band ja ein bißchen träge wäre und eigentlich nicht so richtig viel passieren würde. Heutzutage hätte ich sofort aufgelegt, damals lies ich mich davon nicht abschrecken und legte so immerhin den Grundstein für eine über 15 Jahre dauernde gemeinsame musikalische Freunschaft mit Christian, denn bei MK sollte es nicht bleiben.
Bei der ersten Probe war der Bassist Lars krank und Matthias der Gitarrist und Sänger kam 1,5h zu spät. Die Musik war mir etwas zu rauh und klang natürlich ohne Bass auch nicht so prickelnd, und wegen dieser Kombination von „Misständen“ sagte ich deshalb schon in der Probe ab, auch wenn ich es bedauerte, weil ich die Jungs echt sympathisch fand.
Im darauffolgenden halben Jahr – in dem ich keine weiteren Anstalten machte eine Band zu suchen – traf ich Christian gelegentlich in der Uni und wurde von ihm über den Status Quo aufgeklärt. Sie hatten mittlerweile eine Schlagzeugerin, die von Niveau wohl eher niedrig war, aber die Band wollte die Anstrengung auf sich nehmen – gut laufen, war aber was anderes, das konnte ich zwischen den Zeilen raushören. Deshalb liess ich durchblicken, dass – sollte das nichts werden – wir doch nochmal einen zweiten Versuch starten können.
Irgendwann war es dann auch so weit, die Trommlerin strich die Segel, und ich war erneut am Start. Mit Bass und Pünktlichkeit klang das Ganze schon anders und ich stieg in die Band ein.
Sehr motivierrt schafften wir es tatsächlich über lange Zeiten hin zweimal die Woche zu proben.
Anfang 1997 schafften wir es mit einem Song auf den damaligen Darmstadt Sample „Danke Darmstadt“, bei der zugehörigen Release-Party, durften wir bei regulären Beginn um 18:00 von 17:50 bis 18:20 spielen. Danke Darmstadt!
1997 gingen wir dann zu Urs ins Studio und nahmen in vier Tagen vier weitere Stücke auf, 16-Spur-Band-Maschine, wenn ich mich richtig erinnere. Wenn das Resultat doch etwa überproduziert klingt, so hatten wir dann endlich ein reguläres Demo-Tape, dass – tatsächlich auf 20 Minuten Audio-Kassetten an den Mann und den Veranstalter gebracht werden konnte.

Hier alle vier Stücke des Demos:

Words
Blind_Driver
Part_2
Trophy_Hunter

Legendär auch das von Flix gezeichnete Logo mit der Bombe.

Merry-Krimble-Logo, made by Flix

Trotz des Demos war die Anzahl der folgenden Gigs eher niedrig, ich erinnere mich konkret an 5 in den nächsten 3 Jahren. Unvergessen der Gig in Kriftel, bei dem wildfremde Leute die uns noch nie gehört hatten zu unserer Musik tanzten. In der Krone in Darmstadt war ich schon froh, wenn sich die Zuhörer die Mühe machten, am Ende eines Stückes zu klatschen.

Lars ging beruflich ins Ruhrgebiet und wir stellten auf eine 4-Mann-Band um (Matthias spielte jetzt Bass), aber die Luft war trotz eines weiteren Auftritts raus.

Ich stieg irgendwann zusätzlich bei Mental Reservation ein und Mitte 2000 beschlossen wir mit Merry Krimble aufzuhören.

Merry Krimble, ca. 1998

Merry Krimble, ca. 1998

1992 Provoking Noise

Provoking Noise war eine Synthie-Pop-Band, die für meine Verhältnisse (in 1992) relativ erfolg reich war. Sie hatte schon zwei Demo-Tapes produziert und war sogar schon auf einer Compilation drauf. Sänger des Ganzen war mein Klassenkamerad Andreas, der auch das Ganze Equipment (Atari + einige Hardware) zur Verfügung stellte, kompositorisch aber nicht tätig war.

Irgendwann schmiss Andreas seinen ehemaligen Mitmusiker Basti raus, weil sich dieser nur noch fürs Vespa-Fahren interssierte, und suchte sich mit Sebastian und mir neue Leute.

Zunächst entstand folgender Song, der Refrain-Melodie ist von mir, den Main-Riff hatte Sebastian beigetragen und kam mir immer merkwürdig bekannt vor. Jahre später erst realisierte ich, dass er vom 64er-Spiel Giana Sisters geklaut war.
Textlich behandelte er einigermassen unpassend Andreas´ Schmerz über die Vespa-Leidenschaft unseres Vorgängers Basti.

Scooter Beat

Zum Vergleich, hier die Melodie von Giana Sisters:

Wir versuchten auch die Songs live mit echten Schlagzeug zu performen, stellen die Bemühungen aber relativ schnell wieder ein, als wir merkten, dass das gar nicht so einfach war.

Der zweite Song stammt musikalisch und textlich aus meiner Feder, wir mieteten uns dabei sogar bei einem Profi ins Wohnzimmerstudio ein und nahmen There’s No Help auf. Diesen Song finde ich nach wie vor ganz gelungen, auch wenn er eher nach 1982 klingt.

Irgendwann – vermutlich mit Erreichen des Autoführerscheins – kam Basti kam dann wieder zurück in die Band und zusammen mit ihm performten wir in einem Jugendzentrum einen Auftritt mit Halb-Play-Back, nur der Gesang kam nicht vom Band. Gemerkt hat es keiner, vor allem weil wir uns bei der Verkabelung der Synthies rege Mühe gaben, möglichst viele sinnlose Kabel anzubringen.

Irgendwer machte dann(angeblich) eine Connection zu Camouflage auf, bei denen wir in Dresden als Vorgruppe spielen sollten. Noch nicht mit der Dumlaberern in der Welt vertraut, buchte Sebastians komplette Familie Hotelzimmer für das Wochenende in Dresden. Komischerweise fand der Gig dann doch nicht statt.

Anschließend schmiss Andreas Sebastian und mich beide raus, da unsere Funktion Basti zu ersetzen ja überflüssig geworden war und stelle einen anderen Menschen ein, an dessen Name ich mich nicht mehr erinnere.
Zum ersten Gig in der neuen Besetzung ging ich als Zuschauer, durfte dann aber spontan doch nochmal mitspielen. Bei Halbplayback war das ja relativ egal wieviele Leute auf der Bühne nichts taten.
Danach merkte ich, dass das Ganze keinen Sinn hatte und strich von mir aus die Segel.

Immerhin konnte ich dadurch noch bewirken, dass ich auf dem damaligen Offenbach-Sampler namentlich als Band-Mitglied erwähnt wurde, obwohl ich den Song das 1. Mal gehört habe, als ich die CD einlegte, (und danach auch nicht wieder hören wollte), bei der Sampler-Release-Party war ich dann definitiv draussen.

Meine letzte Berührung mit PN fand dann bei einem Schulfest statt, bei dem ich nun wirklich als Zuschauer agierte und zusammen mit allen anderen Zuschauern Zeuge werden durfte, dass sie mittlerweile auf Vollplayback umgestellt hatten. Ja, auch dies will nunmal geübt sein.