Lothar war der Mitbewohner eines meiner besten Freunde und hatte im Keller ein Studio mit einer Menge Hardware aufgebaut. Ich konnte ihn mit meinem X-Turn-Tracks beeindrucken und so beschlossen wir zusammen was zu produzieren.
Wir trafen uns genau zweimal und dabei kam folgender unbenannter unfertiger House-Track raus:
Offensichtlich haben wir während der Songs auf Kasette aufgenommen wurden einzelne Cubase-Spuren ein- und ausgeschaltet, anders kann ich mir die Kunstpause und die unsauberen Übergänge nicht erklären. Mehr gibts dazu eigentlich nicht zu sagen.
Ich hatte ein Wochenende sturmfreie Bude, Eltern und Schwestern waren außer Haus. Dies wollten Simon, Hans und ich nutzen um einen Song zu produzieren. Simon brachte seinen Amiga mit, ich steuerte den DX-21-Synthi bei. Hans‘ Aufgabe war … er hat auf jeden Fall die Cornflakes fürs Frühstück mitgemacht.
Im Esszimmer meiner Eltern sampelten wir den Drumloop von Funky Cold Medina, ich spielte dazu zwei Töne und wollte außerdem noch rappen. Da wir nicht in der Lage waren einen englischen Hiphop-Text zu schreiben und deutscher Hiphop uns noch nicht bekannt war, bedienten wir uns aus einem Gedichtband von Edgar Allan Poe, der bei meiner Mutter im Bücherregal mit den englischen Büchern stand.
Das Gedicht hiess To The River und genauso hiess auch der Song. Wir nannten uns unserem Textautor posthum zu Ehren E.A.Poe Boys („Boys“ hiessen damals alle angesagten Hip-Hop-Acts).
Besonders auffällig die interessant kurzen Strophen, die wohl nur aus jeweils vier Zeilen bestehen, damit dürfte der komplette Text ungefähr ein 100stel des Textes von „Rapper’s Delight“ ausmachen.
Das unsaubere Einsetzen des Starts des Drumloops kam dadurch, dass dieser quasi live jedemal per Mausclick von Simon gestartet wurde und diesem anscheinend das nötige Timing für diese Tätigkeit abging.
Das Stück spielten wir in der Schule im Musikunterricht vor, unser Musiklehrer, Herr Schneeweiss, meinte, es wäre eine interesannte rythmische Variation im zweiten Teil, tatsächlich hatte ich mich einfach nur verspielt, weil der Drumloop mal wieder komisch einsetzte.
Wenn man im Jahr 1996 eine neue Band suchte, tat man dies über die Zeitung Sperrmüll, die Printausgabe natürlich. Webseiten mit Kleinanzeigen gab es noch nicht. So las ich auch die Anzeige von Merry Krimble, die einen Schlagzeuger suchten. Schon bei meinem ersten Telefonat sagte mir Christian (der nie eine Karriere in Sales machen würde), dass die Band ja ein bißchen träge wäre und eigentlich nicht so richtig viel passieren würde. Heutzutage hätte ich sofort aufgelegt, damals lies ich mich davon nicht abschrecken und legte so immerhin den Grundstein für eine über 15 Jahre dauernde gemeinsame musikalische Freunschaft mit Christian, denn bei MK sollte es nicht bleiben.
Bei der ersten Probe war der Bassist Lars krank und Matthias der Gitarrist und Sänger kam 1,5h zu spät. Die Musik war mir etwas zu rauh und klang natürlich ohne Bass auch nicht so prickelnd, und wegen dieser Kombination von „Misständen“ sagte ich deshalb schon in der Probe ab, auch wenn ich es bedauerte, weil ich die Jungs echt sympathisch fand.
Im darauffolgenden halben Jahr – in dem ich keine weiteren Anstalten machte eine Band zu suchen – traf ich Christian gelegentlich in der Uni und wurde von ihm über den Status Quo aufgeklärt. Sie hatten mittlerweile eine Schlagzeugerin, die von Niveau wohl eher niedrig war, aber die Band wollte die Anstrengung auf sich nehmen – gut laufen, war aber was anderes, das konnte ich zwischen den Zeilen raushören. Deshalb liess ich durchblicken, dass – sollte das nichts werden – wir doch nochmal einen zweiten Versuch starten können.
Irgendwann war es dann auch so weit, die Trommlerin strich die Segel, und ich war erneut am Start. Mit Bass und Pünktlichkeit klang das Ganze schon anders und ich stieg in die Band ein.
Sehr motivierrt schafften wir es tatsächlich über lange Zeiten hin zweimal die Woche zu proben.
Anfang 1997 schafften wir es mit einem Song auf den damaligen Darmstadt Sample „Danke Darmstadt“, bei der zugehörigen Release-Party, durften wir bei regulären Beginn um 18:00 von 17:50 bis 18:20 spielen. Danke Darmstadt!
1997 gingen wir dann zu Urs ins Studio und nahmen in vier Tagen vier weitere Stücke auf, 16-Spur-Band-Maschine, wenn ich mich richtig erinnere. Wenn das Resultat doch etwa überproduziert klingt, so hatten wir dann endlich ein reguläres Demo-Tape, dass – tatsächlich auf 20 Minuten Audio-Kassetten an den Mann und den Veranstalter gebracht werden konnte.
Legendär auch das von Flix gezeichnete Logo mit der Bombe.
Merry-Krimble-Logo, made by Flix
Trotz des Demos war die Anzahl der folgenden Gigs eher niedrig, ich erinnere mich konkret an 5 in den nächsten 3 Jahren. Unvergessen der Gig in Kriftel, bei dem wildfremde Leute die uns noch nie gehört hatten zu unserer Musik tanzten. In der Krone in Darmstadt war ich schon froh, wenn sich die Zuhörer die Mühe machten, am Ende eines Stückes zu klatschen.
Lars ging beruflich ins Ruhrgebiet und wir stellten auf eine 4-Mann-Band um (Matthias spielte jetzt Bass), aber die Luft war trotz eines weiteren Auftritts raus.
Ich stieg irgendwann zusätzlich bei Mental Reservation ein und Mitte 2000 beschlossen wir mit Merry Krimble aufzuhören.
Provoking Noise war eine Synthie-Pop-Band, die für meine Verhältnisse (in 1992) relativ erfolg reich war. Sie hatte schon zwei Demo-Tapes produziert und war sogar schon auf einer Compilation drauf. Sänger des Ganzen war mein Klassenkamerad Andreas, der auch das Ganze Equipment (Atari + einige Hardware) zur Verfügung stellte, kompositorisch aber nicht tätig war.
Irgendwann schmiss Andreas seinen ehemaligen Mitmusiker Basti raus, weil sich dieser nur noch fürs Vespa-Fahren interssierte, und suchte sich mit Sebastian und mir neue Leute.
Zunächst entstand folgender Song, der Refrain-Melodie ist von mir, den Main-Riff hatte Sebastian beigetragen und kam mir immer merkwürdig bekannt vor. Jahre später erst realisierte ich, dass er vom 64er-Spiel Giana Sisters geklaut war.
Textlich behandelte er einigermassen unpassend Andreas´ Schmerz über die Vespa-Leidenschaft unseres Vorgängers Basti.
Zum Vergleich, hier die Melodie von Giana Sisters:
Wir versuchten auch die Songs live mit echten Schlagzeug zu performen, stellen die Bemühungen aber relativ schnell wieder ein, als wir merkten, dass das gar nicht so einfach war.
Der zweite Song stammt musikalisch und textlich aus meiner Feder, wir mieteten uns dabei sogar bei einem Profi ins Wohnzimmerstudio ein und nahmen There’s No Help auf. Diesen Song finde ich nach wie vor ganz gelungen, auch wenn er eher nach 1982 klingt.
Irgendwann – vermutlich mit Erreichen des Autoführerscheins – kam Basti kam dann wieder zurück in die Band und zusammen mit ihm performten wir in einem Jugendzentrum einen Auftritt mit Halb-Play-Back, nur der Gesang kam nicht vom Band. Gemerkt hat es keiner, vor allem weil wir uns bei der Verkabelung der Synthies rege Mühe gaben, möglichst viele sinnlose Kabel anzubringen.
Irgendwer machte dann(angeblich) eine Connection zu Camouflage auf, bei denen wir in Dresden als Vorgruppe spielen sollten. Noch nicht mit der Dumlaberern in der Welt vertraut, buchte Sebastians komplette Familie Hotelzimmer für das Wochenende in Dresden. Komischerweise fand der Gig dann doch nicht statt.
Anschließend schmiss Andreas Sebastian und mich beide raus, da unsere Funktion Basti zu ersetzen ja überflüssig geworden war und stelle einen anderen Menschen ein, an dessen Name ich mich nicht mehr erinnere.
Zum ersten Gig in der neuen Besetzung ging ich als Zuschauer, durfte dann aber spontan doch nochmal mitspielen. Bei Halbplayback war das ja relativ egal wieviele Leute auf der Bühne nichts taten.
Danach merkte ich, dass das Ganze keinen Sinn hatte und strich von mir aus die Segel.
Immerhin konnte ich dadurch noch bewirken, dass ich auf dem damaligen Offenbach-Sampler namentlich als Band-Mitglied erwähnt wurde, obwohl ich den Song das 1. Mal gehört habe, als ich die CD einlegte, (und danach auch nicht wieder hören wollte), bei der Sampler-Release-Party war ich dann definitiv draussen.
Meine letzte Berührung mit PN fand dann bei einem Schulfest statt, bei dem ich nun wirklich als Zuschauer agierte und zusammen mit allen anderen Zuschauern Zeuge werden durfte, dass sie mittlerweile auf Vollplayback umgestellt hatten. Ja, auch dies will nunmal geübt sein.
Sebastian war ein Freund aus Kindertagen, den ich mit 16 wieder kennenlernte. Er besass eine Yamaha-Workstation mit integriertem Sequenzer und sogar einen Atari mit MIDI, war mir also technokratisch haushoch überlegen. Zusammen wollten wir eine Band im Stil der Pet Shop Boys gründen, ein Keyboarder, ein Sänger. Da Sebastian noch schlechter als ich singen konnte, fiel letztere Funktion mir zu. Obwohl wir in meiner Erinnerung unzählige Stunden in seinem „Studio“ verbrachten, kann ich mich nur an einen einzigen Song erinnern, der am Ende dabei rauskam. Diesen gab es in verschiedenen Varianten, einmal mit Text (ich bediente mich mal wieder aus einem englischen Gedichtband von E.A.Poe), den ich einsang, einmal als Instrumental-Version. Letztere ist auch erhalten:
Ich finde das Ganze klingt gar nicht mal schlecht, hört sich so ein bißchen an wie die Titelmelodie irgendeiner Fernsehshow (nachmittags in Hessen 3) aus den 80ern. Allerdings verstehe ich nicht warum wir das Timing des unsäglichen Klaviersolos (ab 3:25) nicht korrigiert haben. Ich wollte wohl den Livesound erhalten (haha).
Klaviersoli wollte ich zu der Zeit übrigens in jedem Stück haben, liegt an dem (vom Timing nicht vergleichbaren) Super-Solo in Guru Josh’s Inifity
Dann verliebte ich mich in Sebastians Schwester und das war der Anfang vom Ende.