2002 wollten Roland und ich eine Cover-Band der härteren Art gründen. Da wir beide Bass spielten, sollte Roland auf die Gitarre ausweichen, was prinzipiell ganz gut zu meinen Basskünsten passte, die damals noch im Anfängerstadium waren, allerdings für das Niveau nicht so richtig zielführend war. Wir probten einmal mit Falco, (der immerhin sein Instrument beherrschte) dann war die Sache Geschichte.
Eigentlich würde ich es gar nicht erwähnen, gäbe es nicht zwei erwähnenswerte Dinge;
1. Den Bandnamen „Paperback“ und den damit verbunden Slogan, den ich eigentlich immer noch cool finde!
Wir heissen Paperback und machen Hardcover!
2. Und dieses geile Foto von uns dreien, bei dem nicht ganz klar ist zu wem der Torso gehört 🙂
Mental Reservation wurde schon Anfang der 90er von Christian und Björn gegründet. Anfangs als Singer/Songwriter-Geschichte zu zweit mit Akustik-Gitarren wurde irgendwann ein Schlagzeuger dazugeholt, den ich ab 1999 ersetzte.
Das Song-Repertoire war riesig und ich hatte eine große Loseblatt-Sammlung mit Abläufen, die ich auch nach zwei Jahren noch brauchte um mich zu orientieren. Dazu gab es reihenweise Cassetten mit und ohne Schlagzeug zum Üben.
War ich früher noch dem Hard’n’Heavy-Wahn mit möglichst vielen Trommeln und Becken erlegen, selbstverständlich alles per Rack gemounted, begann ich bei Mental teilweise je nach Gig – einen Hang zum Minimalismus zu entwickeln. Durch den eher ruhigen Sound der Band konnten wir auch einige Gigs spielen, bei der eine klassische Rock-Band eher fehl am Platz gewesen wäre.
Zu diesen Gigs nahm ich teilweise nur noch Bassdrum, Snare, Hi-Hat und ein Splash-Becken mit, dass mit einer zusätzlichen Hi-Hat-Klemme oben an dieser fest gemacht wurde. Maximal noch ergänzt durch ein Ride-Becken, aber selbst auf das verzichtete ich desöfteren. Der große Vorteil war, dass wir so mit unserem ganzen Equipment in den VW Lupo von meinen Eltern passten. Einen Hocker sparte ich mir natürlich auch, ich erinnerte mich an einen Gig, bei dem ich tatsächlich in einem Sessel saß, passend zur familiären Atmosphäre.
Der lukrativste Gig war in der Baashalle: 3 Songs für 300,- Euro Gage vor ca. 8 Leuten die zu einer Diskussionsrunde geladen waren. Die Bierbänke die man auf dem einen Foto sieht waren dann auch nur deswegen halbwegs gefüllt, weil wir uns verpflichtet gefühlt haben uns dazuzusetzen.
Auch beim Poppreis („Das heißt doch Puffreis!“) der dieses Mal in Bonn stattfanden, waren wir nochmal – erneut zum Demo-Hearing, erneut ohne Gig zu spielen. Da ich keinen Bock mehr auf versiffte Turnhalle hatte, quartierte ich uns bei meiner Tante ein, wo Christian die halbe Nacht kotzend auf dem Lokus verbachte. Ne, ist klar, Magen-Darm-Virus …
Aber es gab auch größere Auftritte z.B. in der Central Station und im An Sibin, von dem es auch ein Video gibt, hier als Auszug „When Will I Wake Up Again“
2001 nahmen wir mit unserem treuen Mischer Johannes bei meinen Eltern im Keller unsere erste CD „What Did You Expect“ mit fünf Stücken auf. Der Bass den wir zum „Anfetten“ brauchten wurde brüderlich aufgeteilt, jeder durfte bei mindesten einem Song in die dicken Saiten hauen.
Die CD wurde allerdings erst über ein Jahr später auch gepresst, als wir bereits zu viert waren. Das lag vor allem daran, dass wir keine befriedigende Lösung für das optische Design der CD fanden. Den sehr gelungenen Entwurf von Max auf dem Claudia Schiffer mit einer Gitarre abgebildet war, konnten wir mangels Bildrechten nicht verwerten. Dafür fertigte er aber bei einem gelungen Gig im Lyric eine Zeichnung von uns an, die lange die damalige Homepage der Band zierte.
Beim letzten Gig ohne Bass im August 2002 im An Sibin war mein Kollege und Freund Roland im Publikum und irgendwie fanden wir es alle an der Zeit der Band einen Tieftöner zu spendieren – ein Job den Roland gerne annahm. Dazu demnächst mehr im vierten und letzten Teil.
In der Zeit in der ich bei Mental Reservation als Aushilfe spielte, entstand die Idee mit dieser 3er-Besetzung eine weitere Band der härteren Gangart zu gründen, wir brauchten nur noch einen Bassisten. Der erste Kandidat wurde aus dem Freundeskreis akquiriert, aber irgendwie ergab sich mit ihm nach einer Probe nichts mehr.
Aber es wurde uns direkt ein weiterer Bassist von irgendjemanden empfohlen, der angeblich ein echter Könner an seinem Instrument war. Als wir ihn an der Bushaltestelle abholten, roch er schon auffällig nach Alkohol, im Proberaum packte er erstmal ein paar Bier aus, was bei uns – zu der Zeit waren unsere Proben immer komplett alkoholfrei – einen recht merkwürdigen Eindruck machte. Dazu kam die deutlich schwerwiegendere Tatsache, dass dieser „Könner“ quasi keine Ahnung hatte welcher Ton wo auf dem Griffbrett zu finden war, so dass man ihm Anweisungen a la „Dann spielst Du auf der A-Seite den 4. Bund“ geben musste.
Ich fand das total abschreckend und hatte ich die Befürchtung, dass meine Kollegen diesen Menschen gerne in der Band haben wollten – was sich im Nachhinein (natürlich) als grundlose Befürchtung herausstellte. Trotzdem war ich irgendwie total abgeturnt und teilte den anderen kurzentschlossen noch während der Probe mit, dass ich mir es anders überlegt hatte und keinen Bock mehr auf das ganze Projekt hatte. Zum Ausgleich könnte ich ja bei Mental Reservation fest einsteigen. Eine zugegebenermaßen etwas drastische Maßnahme, die vor allem bei dem unfähigen Biertrinker sicher merkwürdig ankam, aber von den beiden Mentals gerne angenommen wurde und im End-Ergebnis ergab sich für die Zukunft einiges daraus. Dazu hier mehr!
PS: aus der Idee des härteren Mental-Spinn-Offs entstand aber einige Zeit später dann doch noch eine Band, nämlich Cubiq.