Die Cranestoners oder Warum ich eigentlich Bass spiele – Teil 2/2

2001 spielte ich immer noch eigentlich ausschließlich Schlagzeug bei Mental Reservation – den Bass, der immer noch bei rumstand, nahm ich wirklich nur sehr sporadisch in die Hand. An einem Abend saßen wir nach der Probe im Hobbit und dort kriegte ich mit, dass Christian, der bei den Cranestoners gerade aushilfsweise Gitarre spielte jetzt plötzlich Bass spielen sollte. Es gab einen Gig und der eigentlich Bassist Peter weilte jetzt auch noch mehrere Monate im Ausland. Da das nur ein Notbehelf war, bot ich die naheliegende Lösung an, nämlich dass ich doch den Bass bedienen sollte. Ich konnte zwar höchstens ein paar Grundtöne achteln, aber dafür wären dann immerhin wieder beide Gitarren im Einsatz. Die Cranetoners stimmten zu und das war eigentlich der offizielle Start meiner Bass-Karriere.

Björn schrieb mir alle Akkorde zusammen, wir probten ein bis zweimal und dann machten wir uns auf nach Lindenfels in die Kutsche, wo unser Konzert stattfinden sollte. Tatsächlich war es aber eher eine Art „Open Stage“ die wir uns mal als Bühne zu Nutze machen wollten. Als wir den Laden betraten standen da schon einige Jungs auf der Bühne in der Mitte des Raumes und jammten. Irgendwann brachen sie plötzlich ab mit dem Kommentar „Ey, Du hast ja den Akkord gewechselt“. Sowas aber auch …
Naja, wir bauten unseren Kram auf und gingen erstmal was Essen und noch mehr trinken und dann kamen wir zurück und spielten ein paar unserer Songs. Auffällig war noch einer der besagten Jungs, der den kompletten Abend immer ein Instrument in der Hand hatte: vor und nach dem Konzert eine Gitarre, während des Konzertes trommelte er im Zuschauerraum komplett auf Bongos mit.
Gegen Ende unseres Konzertes kam ein anderer der Typen (wir nannten ihn danach nur noch „Peter, hau rein“) und wollte gerne mit uns einen Blues spielen. Das versuchten wir, aber ihm war das Blues-Schema nicht so ganz geläufig, daher schlug er nach einer Weile vor, dass wir doch bitte einen „Blues nur in E“, d.h. ohne jeglichen Harmoniewechsel spielen sollten. Da dies musiktheoretisch grober Unfug und klanglich auch nicht gerade die Erfüllung ist, lehnten wir dankend ab und Peter-Hau-Rein verschwand mit den großen Worten „Mit Euch hat’s ja eh keinen Sinn“.

Danach beendeten wir den Gig und bauten ab nicht ohne, dass der 24/7-Musikmacher die komplette Zeit weiter auf seiner Gitarre fuddelte. Tatsächlich hatte er sie immer noch um als wir uns vor dem Laden dann alle verabschiedeten und er verschwand weiter Gitarre spielend in der Nacht. (In meiner Erinnerung verschwand er sogar im Nebel, aber das ist vermutlich etwas verklärt; die Situation war so oder so reichlich bizarr.)

Ich durfte noch mehr Gigs mit den Cranestoners spielen, der Gig in der Oettinger Villa ist mir vor allem durch die zahlreichen Tattoos mit denen mich Max mit Edding verschönerte in Erinnerung geblieben, natürlich musste ich diese oberkörperfrei dem Publikum präsentieren.

Es folgte der legendäre Gig beim Griechen, dem ich bereits einen eigenen Artikel gewidmet habe.

Dann kam Peter (der Bassist, nicht „Hau-Rein“) zurück und meine Zeit bei den Cranestoners neigte sich leider dem Ende zu, was weder mir noch den Jungs gefiel. Daher wurde ich kurzfristig zum Percussionisten umfunkioniert. Auch wenn mein Equipment reichlich beschränkt war – es bestand aus Uralt-Bongos, einem Schellenkranz und diversen normalen Schlagzeug-Teilen –  spielten wir in dieser Besetzung immerhin noch drei Gigs, einen in der Krone, einen in der Central-Station und einen auf einem Schulfest. Auf letzterem wollte ich (leicht alkoholisiert) dann zusätzlich gerne noch die Rolle des Lead-Sängers bei „Frauenarzt“ übernehmen, was gründlich schiefging, Björn brach daraufhin den Song ab und nahm mir das Mikro ab. Vermutlich zu recht gab das damals natürlich trotzdem einen Riesenkrach mit sehr viel Diskutiererei, an dessem Ende trotz aller Vorbehalte ich erstmal als Percussionist in der Band blieb – ich aber lieber mal die Reißleine gezogen hätte. Danach gab es noch einen Gig auf dem Riegerplatz wo ich als erneute Vertretung noch einmal an den Bass durfte, und dann sollte erstmal geprobt werden und neue Songs gemacht werden – Gigs waren keine mehr im Blick.

Und was dann kam war ist einfach nur extrem dämlich gewesen: Ich kaufte mir für fast 1000,- DM zwei Congas und gescheite Bongos, komplett mit Ständern. Diese nutze ich dann in zwei(!) Proben bis ich merkte, dass ich eigentlich keinen Bock auf Percussion hatte und endgültig mein Abschied von der Band nahm. Aus irgendeinem Grund ließ ich mich noch überreden in einem Gottesdienst mit den Cranestoners diese Trommeln zu bedienen, das war dann aber wirklich der letzte Akt und meine Zusammenarbeit mit den Cranestoners war Geschichte.Tatsächlich war dies aber sowieso mehr oder weniger das Ende dieser Band, m.E. gab es noch genau einen Gig (dem ich auschließlich als Zuschauer beiwohnte) und dann löste sich die Band auf.

Leider gibt es außer den Fotos beim Griechen keinerlei Bild- oder Tonmaterial (mit mir) und so bleibt der Startschuß meiner Bass-Karriere nur in der Erinnerung und in diesen Worten bestehen.

 

Warum ich eigentlich Bass spiele – Teil 1/2

1994 spielte ich mal für ca. 4 Wochen in einer Avantgarde-Band Schlagzeug. Der Gitarrist hatte eine komische selbstgebaute 18-Zoll-Box und dazu einen Peavey-Verstärker. Die Band löste sich ganz schnell wieder auf, aber das Equipment blieb für ein paar Jahre bei mir stehen, alle Versuche den Herren dazu zu bewegen, es doch bitte wieder abzuholen fruchteten nicht und irgendwann meinte er, wenn ich wolle könnte ich es doch verkaufen, was ich auch mehrere Jahre später tat. Vorher aber stellte ich fest, dass der Amp wohl eher für einen Bass als für eine Gitarre gedacht war und dadurch entstand die Idee, wenn ich doch schon einen Bass-Amp habe, dann kann ich doch mal einen Bass dazukaufen und dann werde ich Bassist. Irgendwas hatte mich am Bass-Spielen fasziniert also setzte ich meinen Plan in die Tat um und kaufte für 400,- Mark einen J-Bass-Nachbau. Ich übte einige Zeit fleißig, besorgte mit Tabs aus dem Internet (ja, damals schon!) und kaufte sogar eine Bass-Schule aber irgendwann war die Luft wieder raus und das Ding stand in der Ecke und friste sein Dasein. Bis im nächsten Jahrtausend die Cranestoners kamen. Dazu mehr in Kürze in Teil 2…

 

1994-1995 Time Ryder

time_ryder_11994 stieß ich über eine Anzeige zu einer dato noch namenlosen Band, die sich einige Zeit später den Namen „Time Ryder“ geben sollte. Diese quatierte ich direkt in meinem Proberaum ein und wir probten munter drauflos. Der Musikstil war so eine Pop-Rock-Blues-Richtung ohne echtes Profil – eigentlich ganz gefällig, aber echte Fans waren damit eher nicht zu gewinnen. Wie so oft haperte es aber sowieso an jeglichem Marketing, so daß Gigs Mangelware waren. Wir schafften es auf ganze zwei Stück in anderthalb Jahren. Für den ersten mieteten wir in Mainz an der Uni einen Raum an und organisierten alles selbst. Wir schafften sogar ein ganz ansehnliches Publikum heran. Hauptsächlich in Erinnerung blieb mir die Tatsache dass ich während des Gigs einen Krampf in der Hand bekam, so daß ich zwischendurch mehrere Minuten Pause machen musste und mir von fleißigen Helfern Hand & Arm massieren lassen musste.
Von diesem Gig ist auch eine Live-Aufnahme erhalten, die zwar nicht gerade durch Soundqualität überzeugt, aber besser als nichts:

One Night Love Affair
Getting Out Of My Way

Hiervon sind auch einige Fotos erhalten, auffällig dass wir uns kleidungsmäßíg sehr uneining waren. Ich als Crossover-Typ mit Short & Baseball-Cap, Jens + Dieter mehr so im Western-Look mit Lederweste und Halstuch und Klaus in orange-rotem NDW-Outfit

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Wir hatten Glück dass der Verantwortliche für das Mainzer Asta-Uni-Fest aus irgendeinem Grund auf dem Konzert war und so durften wir dort – zwar auf der kleinen Bühne und als allererste – aber immerhin unter sehr professionellen Bedingungen – noch einen zweiten kurzen Gig spielen. Hiervon ist sogar ein Video erhalten, dass man (wenn man denn unbedingt will) hier anschauen kann. (Im Nachhinein stören mich vor allem die doch sehr mäßigen Ansagen der Songs).

Offensichtlich hielt sich insgesamt die Begeisterung unseres Publikums in Grenzen, der eher magere Applaus war nur ein Hinweis darauf: Eine der auf uns folgenden Bands suchte einen Schlagzeuger, der Rat einiger meiner Freunde die bei dem Konzert waren mich doch dort zu bewerben hätte mich stutzig machen sollen, noch stand ich aber hinter der Musik von Time Ryder.

Allerdings verzog in der Zeit dieses Konzerts der Gitarrist aus beruflichen Gründen nach Ulm und wir machten uns erstmal auf die Suche nach einem Nachfolger, was einige Zeit und Arbeit erforderte. Irgendwann fanden wir dann auch einen und sogar noch einen zusätzlichen Keyboarder. Ich hatte allerdings mittlerweile bei Fallout angefangen und die Luft war deutlich raus, so daß wir irgendwann dann doch beschlossen die Band sein zu lassen und allesamt was anderes zu machen.

Der Horror-Drummer

Zu der Zeit als ich mit Mental Reservation bei meinen Eltern im Keller probte, hatte ich dort noch einigen Kram den ich nicht in meine eigene Wohnung geschafft hatte rumliegen, unter anderem ein paar der alten John-Sinclair-Hörspiel-Kassetten . Vor allem der „Leichenbrunnen“ gab uns immer wieder Raum und Anstoß zu verschiedenen Zitaten und Anekdoten.

Dies gab Björn und dem Rest der Cranestoners die glorreiche Idee mir ein eigenes John-Sinclair-Hörspiel zu widmen, das mir bei einer Geburtstagsparty überreicht wurde. Durch das von Max täuschend echt produzierte Cover verstand ich erst gar nicht, dass es sich hierbei um eine Spezialanfertigung handelte.

Er war eine Bestie, grausam und gnadenlos, sein Handwerk war Krach. Krach für die Hörenden. Unschuldige Musik starb unter seinem Stick. Bis sich vier mutige Männer aufmachten ihn zu töten. Sie hatten an alles gedacht … nur an eines nicht. Der Horror-Drummer war unsterblich.

Inhaltlich hilft es sicher den Leichenbrunnen zu kennen, den vollen Umfang an Querverweisen und inhaltlichen Hintergründen wird außer den Produzenten und mir keiner verstehen – und das ist vielleicht auch ganz gut so.

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Und hier natürlich der Download: John Sinclair – Der Horror-Drummer

Und für die echten Fans: Die Out-Takes

 

 

Nachtrag: noch Jahre später wurde folgender legendärer Dialog aus dem Leichenbrunnen:

John: „Ich muss erst herausfinden ob es ein normales Skelett ist, oder … “
Cora: „Oder? “
John: „Oder ein Horror-Skelett! “
Cora: „Ein Horror-Skelett??????? „

weiterverarbeitet!

 

Cubiq 2/2 2007-2011

bdAls es 2005 mit Break Even auseinanderging und die Nachfolgeprojekte nur mäßig erfolgreich waren, fasste ich den Entschluss Cubiq wiederzubeleben, Vorgeschichte dazu hier. Zunächst durch Ansprache von befreundeten Schlagzeugern, später auch durch die Schaltung von Anzeigen. Als Hürde gestaltete sich Urs‘ fortgeschrittenes Schlagzeug-Spiel dass nicht mal ebenso kopiert werden konnte. Doch dann kam Ralf.

Teil 2: 2007 – 2011

Schon in der ersten Begegnung ließ Ralf seine Begeisterung für die Musik und das Trommeln verlautet, er neigte (und tut dies hoffentlich immer noch) dazu aus Begeisterung während des Spielens laut zu schreien. Erst etwas befremdlich, fanden wir es doch irgendwie sympathisch und nachdem mir Ralf versprach sich gelegentlich auch etwas songdienlich zurückzuhalten war er Teil der Band. Die neue Definition von CUBIQ war danach: Christian, Björn, IQtold und „Uh – Screaming Ralf!“.

Ralf der auch ein toller Vertriebler ist schaffte uns jede Menge Gigs ran. Darunter auch der full (21)bestbezahlte meiner Karriere auf einer Weihnachtsfeier in München und Highlights wie der Auftritt auf dem Schlossgrabenfest, leider nachmittags, in dessem Nachgang wir bereits am späten Nachmittag hoffnungslos betrunken waren.
Unvergessen auch diverse Auftritte in der guten alten goldenen Krone, einmalig das zweinmalige Reinfeiern in meinen Geburtstag auf der Bühne mit Ständchen und Sektdusche.

Auch ins weitere Umland ging es gelegentlich, oft leider mit niedrigen Zuschauerzahlen, da auch die Veranstalter nicht immer darauf achteten, Bands von außerhalb mit einheimischen Bands zu mischen, so dass eine Mindesmaß an Publikum sichergestellt war. Wir versuchten das Beste draus zu machen, was den anderen aber deutlich besser gelang als mir. Oft machten wir solche Gigs zu kleinen Männerausflügen, bei denen wir uns ein Zimmer nahmen und den Abend tüchtig feierten und dann war der eigentliche Gig und die Besucherzahl nicht mehr ganz so relevant um eine gute Zeit zu haben.

Bei einem solchen Event, genauer gesagt in Stuttgart 2009 war es auch, dass ich Ralf auf der Bühne mehr oder weniger öffentlich aufforderte sich zurückzuhalten und die Songs nicht kaputtzutrommeln. Dies führte in der Konsequenz dazu, dass er die Band verließ, eine Entscheidung die wir nach vielen Diskussionen rückgängig machen konnten. Nichtsdestotrotz wurden hier schon unterschiedliche Auffassungen über diverse Themen deutlich.

Ein Streitpunkt war der Besuch eines Studios um die mittlerweile entstandenen neuen Songs aufzunehmen. Ich bin kein Fan von stundenlangem Rumhängen im Abhörraum und war der Meinung, dass wir genug Aufnahmen in annehmbarer Qualität hätten um uns ordentlich zu bewerben. Ralf wollte natürlich gerne Aufnahmen auf denen er selbst getrommelt hat, außerdem war das Portfolio gewachsen und der Musikstil hatte sich weiterentwickelt. Also mieteten wir uns für ein paar Tage bei Danny ein und nahmen fünf Songs auf. Im Anschluß daran kümmerte ich mich darum, diese auch als CD produzieren zu lassen, mangelnde Motivation konnte man mir hierbei eigentlich nicht vorwerfen lassen.

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Ein Weg des Gig-Marketings lief über das damals noch existente MySpace. Ralf schrieb immer wieder Leute aus Postleitzahlen-Gebieten an, in denen wir bald Gig spielen würden, „befreundete“ sich mit diesen Person, machte sie auf unsere Musik aufmerksam und lud sie zu unseren Gigs ein. So konnten wir uns (zumindest virtuell) bald über eine kleine Fangemeinde freuen. In diesem Kontext wurde auch die Idee der „Wohnzimmerkonzerte“ geboren. Wir verlosten drei (Unplugged-)Konzerte bei den Gewinnern im Wohnzimmer.

 

264584_10150668018505524_7729701_nVon den ungefähr 4 Bewerbungen suchten wir tatsächlich drei aus. Das erste führte uns an einem Freitagabend in den Vorder-Vogelsberg. Wir waren relativ nervös, da wir keine Ahnung hatten was uns erwartete, tatsächlich waren die Gastgeber nicht minder aufgeregt über unseren Besuch. Tatsächlich hatten wir einen lustigen Unplugged-Gig in einem Wohnzimmer mit ca. 20 Zuhörern. Einzige Kritik war die mangelnde Bier-Versorgung (1 Kasten), den ich als echter Rock’n’Roller durch die berhezte Leerung von Mamas Haus-Bar korrigierte.
Das zweite Wohnzimmerkonzert war in einer Studenten-WG. Zuerst wurde im Hinterhof gegrillt, anschließend beschallten wir in eines der Zimmer gefüllt mit ca. 30 dankbaren Zuhörern. Leider gab es im Anschluß ein paar Unstimmigkeiten innerhalb der Band, warum weiss ich gar nicht mehr so genau, aber irgendwie wurde offensichtlich dass der Haussegen schief hing und wir beschlossen das 3. Wohnzimmerkonzert abzusagen und stattdessen erstmal eine Pause zu machen – Ralf wollte diese unter anderem dazu nutzen sich ein zweites Projekt als Ergänzung zu suchen.cubiq_2010_4

Nach 10 Monaten Pause teilte uns Ralf mit, dass er die Entscheidung getroffen hatte, dass er zwar nur eine Band wollte, diese aber nicht CUBIQ war. Dies führte dann zum endgültigen Aus von CUBIQ, einer Tatsache an der ich lange zu knabbern hatte. Ich versuchte tatsächlich immer wieder eine Reunion anzustreben und konnte damit erst bei der Wiederaufnahme von Break Even in 2012 wirklich meinen Frieden mit CUBIQ finden.

Tatsache ist allerdings ein Restbestand von ca. 800 CDs. Diese werden auf Anfrage von mir verschenkt.

Alternativ natürlich auch hier die Songs zum Download:

Breaking News
The Magic Carpet
And Now You Know The Pain
Saturday
Here Comes The Quaint

Außerdem hier noch die Links zu

myspace.com/cubiqmusic
facebook.com/cubiqmusic