Irgendwo bin ich im April ’19 über dieses Projekt gestolpert. Musiker gesucht. Hatte keine Ahnung was das ganze genau bedeutet – eine Band mit 1000 Musikern? – aber es hat mich interessiert und nach kurzer Überlegung beschlossen mich zu bewerben. Dafür brauchte man ein Video auf dem man sein Instrument spielt. Ich habe kein richtig sinnvolles gefunden und wollte eigentlich extra eins dafür drehen, aber ich konnte mich nicht aufraffen, also habe ich gedacht, ich schicke jetzt einfach dieses kurze Video, dass ich ein paar Tage vorher bei einer Bandprobe gemacht hatte, ein, entweder nehmen sie mich damit oder halt nicht.
Kurze Zeit später schrieb mir Ralf von Cubiq, dass er auch mitspielen würde und schon nach wenigen Stunden die Zusage erhalten hatte, da fragte ich mich ob ich nicht vielleicht ein wenig zu wenig Aufwand getrieben hätte. Hatte ich nicht – am nächsten Tag bekam ich auch die Zusage.
Dann erstmal Muffensauen: 18 Songs originalgetreu und auswändig lernen? 12 Stunden lange Proben? Meinen Urlaub musste ich auch noch vorzeitig abbrechen. Aber wie oft würde ich wohl noch die Chance haben in der Comerzbank-Arena zu spielen? Also blieb ich dabei und übte das was das Zeug hielt, in der Woche vor dem Konzert in der ich im Urlaub war hatte ich Bass und Amp dabei und spielte jeden Tag zwei Stunden die Stücke. Aber auswendig konnte ich sie immer noch nicht. Naja, notfalls musste es halt doch mit Noten gehen.
Der nächste Schock: die Uhrzeit, die Ankunft für die Bassisten war auf Freitag morgens um 7:00 terminert. Nicht gerade meine Uhrzeit.
Als ich mich dann an besagtem Tag an der Commerzbank-Arena einfand wurde mir schnell klar dass eine Stunde später es auch getan hat. Die Organisation war in italienischer Hand und mit deutscher Pünktlichkeit konnte man hier nichts holen.
Unerlässlich wäre aber ein Rollwagen gewesen um den Transport von mehreren 100 Metern mit Bass, Amp und Zubehör zu tätigen, zum Glück fand ich jemanden der mir tragen half. Für die nächsten Tage lieh ich mir dann gleich mal ’ne Sackkarre aus.
Am ersten Tag war die Arena selbst noch besetzt daher fanden die ersten Proben auf einer Wiese in der Nähe statt. Ich fand man erstmal irgendwo seinen Platz, zwei Plätze weiter die jüngste Kollegin: eine 8-jähriges Bassistin(!)
Natürlich hatte ich tendenziell zu viel geübt, die Hälfte der Leute war schlechter vorbereitet, dazu gab es natürlich die Leute die sich einfach aus purer Spielfreude nicht an die Noten hielt.
Der immer und immer wieder vorgetragene Slogan „Guys, don’t play between the songs“ wurde zum Running Gag, dass er aber selbst danach drei Tagen immer noch nötig war ließ mich auch an der Intelligenz mancher Teilnehmer zweifeln.
Wie auch immer, nach der Probe fuhr ich schnell noch ’nen halben Tag arbeiten und Abends wieder hin, wo wir dann die nächste Probe (nach mehr Wartezeit) zusammen mit Gitarren und Schlagzeugen hatten. Allerdings konnte man diese nicht hören, bzw. es war auch ganz gut so, weil die Schlagzeuger die 50 Meter entfernt von uns standen mit solcher Verzögerung bei uns ankamen, dass die Beats sich im besten Fall synkopisch zwischen den Clicks des Guide-Tracks bewegten. Generell hielt man sich genau an diese, die allen Leuten per ausgeliehener Funk-Kopfhörer aus Ohr gestellt wurde.
Dies fand ich recht professionell, aber die Organisation alle Musiker mit diesen Kopfhörern zu versorgen hätte besser sein können. Nach der Probe musste ich noch über eine Stunde warten um dann endlich den Kopfhörer zurück gegen meinen Perso zu tauschen.
Am zweiten Tag mussten wir erst um 13:00 da sein, allerdings hätte auch 17:00 gereicht. Denn erstmal hieß es wir dürften erst um 15:00 unseren Kram rüberollen. Daran habe ich mich aber nicht gehalten und konnte mir so einen Platz relativ weit vorne sichern. Interessanterweise wurden die Bässe ganz in der Mitte aufgebaut, das gefiel mir sowieso ziemlich gut.
Außer für den Umzug von 10 Minuten war dann bis 17:00 erstmal wieder Pause. Aber mittlerweile hatte ich mich entspannt und es wurde ein ziemlich netter Nachmittag im Kreise von alten und neuen Musiker-Kollegen.
Zwischendurch ließ ich es mir natürlich nicht nehmen ein paar Selfies zu machen, Italienisch-sprechen-können hilft ungemein!
Fabio, the Dreamer Biagio, Bass-Guru Wolf, der Dirigent
Als es dann endlich losging wurde erstmal die Kopfhörer-Ausgabe gemacht, die dann die Probe nochmal über eine Stunde verzögerte. Nachdem wir einige Stücke geprobt hatten, gab es eine Abendessen-Pause, bei der sich rausstellte, das blöderweise alle Imbiss-Buden vor der Tür schon geschlossen waren. Das gab einen Aufschrei. Ich bin ja nun auch kein Freund von leeren Mägen …
Nun ja, die Generalprobe wurde daher in den Morgen verlegt und dafür gab es auch Mittagessen soviel Mittagessen wie wir wollten umsonst.
Dann wieder mehrere Stunden Wartezeit, aber die haben wir uns ganz gut mit ein paar Bier verkürzt, insgesamt wurde einfach, sehr, sehr viel gewartet.
Dann ging es endlich los. Die Bässe durften als erste rein. Es war voll aber nicht gerade ausverkauft. Es dauerte eine Weile bis wir endlich anfangen konnten zu spielen, aber dann war es Emozion pur. Ein tolles Gemeinschaftsgefühl mit den ganzen Bässen in einer Reihe zu stehen.
Ich hatte mir noch extra ein 8m-Kabel geliehen, damit ich bis in die erste Reihe vor konnte. Und das hat sich gelohnt, im offiziellen Video bin ich mehrfach gut zu sehen.
Das ganze war dann noch ein offiziell vom Guiness-Komitee aufgenommener Weltrekord, mit 1002 Teilnehmer die größte Band der Welt
Ralf und ich haben uns schon drauf verständigt, dass wir beim nächsten Mal wieder dabei sind, gerne auch (falls machbar) im Ausland.
Edit 7/2021: bin gerade durch Zufall über diesen Rockin‘ 1000 Frankfurt Erfahrungsbericht gestolpert, den ich hier gerne verlinken möchte.
Sehr schön zu lesen, vielen Dank an den mir unbekannten Verfasser!